Katastrophenschutz braucht dringend Update

Der Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), Helmut Kneppe, hat die Einrichtung einer Kontaktstelle für geflüchtete Menschen mit Behinderungen und für Pflegebedürftige aus der Ukraine begrüßt. Grundsätzlich sei es angesichts der veränderten Intensität und Häufigkeit von Katastrophen und Krisen notwendig, Rettungs- und Sorgestrukturen krisenfester zu gestalten. „Die zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete mit besonderen Hilfebedarfen ist ein ausgesprochen sinnvolles Angebot, sind doch viele der inzwischen mehr als 600.000 hier in Deutschland angekommenen Geflüchteten auf eine besondere Unterstützung angewiesen“, sagte Helmut Kneppe. „Viele einzelne Initiativen und Vereine sind aktiv geworden, um sich um die Menschen mit speziellen Hilfebedarfen zu kümmern. Nun gibt es eine bundesweite Koordinierungsstelle, die die Hilfsangebote – auch die auf Länderebene – im Blick hat.“ Zugleich lobte Kneppe die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen in Deutschland, das Engagement vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer.

„Allerdings“, so schränkte Helmut Kneppe ein, „gibt es einen dringenden Aktualisierungsbedarf bei den professionellen Rettungs- und Hilfsstrukturen. Wir brauchen dringend ein Update beim Katastrophenschutz und bei den Sorgestrukturen.“

Naturkatastrophen und Fluchtereignisse würden in Zukunft eher zunehmen. „Die veränderte Intensität und Häufigkeit von Katastrophen erfordert es, dass im Katastrophenfall nach der Rettung und Erstversorgung ein weiteres Organisations-Level hinzukommt: die schnelle, effektive und bedarfsgerechte Sicherung alltäglicher Grundbedarfe wie Unterkunft, Verpflegung, medizinische und psychologische Betreuung, aber eben auch von Hilfeleistungen für vulnerable Gruppen – und zwar über Tage und über Wochen“, so Kneppe. Das reiche von der raschen Organisation von Rollstühlen über Medikamente für chronisch Kranke bis hin zur Gestaltung von Schul-Ersatz für Kinder. 

Andererseits gehe es aber auch um Herausforderungen unterhalb der Katastrophenschwelle, wie die Pandemie oder die Flüchtlingskrisen. „Auch hier müssen die Sorgestrukturen in Deutschland krisenfester und resilienter werden. Die Hilfsstrukturen der einzelnen Organisationen sollten angepasst, ertüchtigt und besser koordiniert werden“, so Kneppe. Das gelte auch für das private Engagement der Bürgerinnen und Bürger, das besser organisiert werden könne, so der Vorsitzende des KDA, das unter anderem Projekte zur Stärkung von Nachbarschaftsnetzwerken begleitet.

„Wie reagieren wir etwa auf Flüchtlinge aus unterschiedlichen Kulturkreisen, wie auf Flüchtlinge mit besonderen Hilfebedarfen, auf Behinderte, chronisch kranke Menschen, Kinder oder Ältere? Wir sollten unsere Sorgesysteme zugleich stärker kultur-sensibel und diversitäts-sensibel ausrichten. Nachbarschafts-Netzwerke sollten organisiert werden“, regte der Vorsitzende des KDA an. Dabei, so Kneppe, könne sehr gut auch auf das Engagement und die Erfahrung der Älteren zurückgegriffen werden. „Gerade die Über-60-Jährigen sind in Deutschland ehrenamtlich besonders aktiv.“

Er fügte hinzu: „Katastrophen wie etwa das Ahrhochwasser oder der Sturm Kyrill, die Herausforderungen der Pandemie mit ihren unterschiedlichen Auswirkungen auf junge und ältere Menschen, die Flüchtlingskrisen, die aktuelle Hilfe, die auch für die vielen Kinder sowie für ältere und pflegedürftige Menschen aus der Ukraine koordiniert werden muss, zeigen, dass es besser geordnete Strukturen geben sollte.“ Die Einrichtung der Bundeskontaktstelle sei da ein guter erster Schritt.

Die Bundesministerien für Arbeit und Soziales und für Gesundheit haben in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) die Bundeskontaktstelle und eine Hotline eingerichtet. Die Bundeskontaktstelle vermittelt und koordiniert Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine mit Behinderungen und/oder Pflegebedarf.

Bundessozialminister Hubertus Heil erklärte dazu: „Der schreckliche Angriffskrieg in der Ukraine trifft gerade auch Menschen mit Behinderungen mit all seiner Grausamkeit. So sind in der Ukraine in den ersten Kriegswochen ganze Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen evakuiert worden.
Diese Menschen kommen meist völlig entkräftet und teilweise traumatisiert in Deutschland an. Hier müssen wir schnell und unkompliziert die passenden Unterstützungsangebote zur Verfügung stellen. Das erfordert ein großes Herz, aber auch Verstand und eine sorgfältige Planung.“ Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach sagte: „Pflegebedürftige flüchten häufig in
Begleitung von Familienangehörigen. Sie benötigen in Deutschland rasch niedrigschwellige Hilfen. Wir wissen um die große Hilfsbereitschaft unter den stationären Pflegeeinrichtungen und sind dankbar dafür. Wir wollen nun dazu beitragen, diese Hilfsangebote bestmöglich zugänglich zu machen.“

Die Bundeskontaktstelle erreichen Sie unter:

Tel.: 030 – 85 404 789 (von 9 bis 17 Uhr) oder
Bundeskontaktstelle – Aktuelles – DRK Wohlfahrtspflege (drk-wohlfahrt.de)

Weitere Informationen zur Bundeskontaktstelle:

PM_Neue_Kontaktstelle_fuer_gefluechtete_Menschen_mit_Behinderungen_und_Pflegebeduerftige_aus_der_Ukraine

Helmut Kneppe zur Gestaltung krisenfester Sorgestrukturen in der „Heilbronner Stimme“

Bericht über Hilfsaktionen für Menschen mit Behinderung im MDR

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Solveig Giesecke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
+49 30 / 2218298 – 58, solveig.giesecke@kda.de