60 Jahre Kuratorium Deutsche Altershilfe
Wilhelmine-Lübke-Stiftung
Herzlich Willkommen zu unserem Jubiläums-Spezial und zu den
Eindrücken vom Festakt im Okt. 2022
Hier finden Sie zum Nachschauen die Übertragung der Festveranstaltung aus der Landesvertretung Brandenburg vom 27.10.22.
Die Audio-Datei zum Festakt:
Grußwort des Schirmherrn
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Das Grußwort unseres Schirmherrn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Veranstaltung 60 Jahre KDA.
Grußwort des Vorstandsvorsitzenden des KDA
Helmut Kneppe
Willkommen beim Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung e. V. (KDA)! Wir laden herzlich ein, uns bei unseren Zeitreisen zu begleiten. Anlässlich unseres 60-jährigen Bestehens blicken wir anhand eines Zeitstrahls zurück. Und wir geben Impulse für die Zukunft. Denn „Alter hat Zukunft“!
Das Alter als Chance betrachten
Was hat sich getan, was haben wir bewegt, seit Wilhelmine Lübke 1962 beschloss: Es muss sich etwas ändern, wir müssen wegkommen von kasernierungs-ähnlichen Lebensumständen im Alter hin zu Selbstbestimmung und Teilhabe. Die Generationen zu verbinden, ein gutes Leben im Alter zu denken und zu gestalten – das ist seither die Aufgabe, der sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen verpflichten. Dabei verstehen wir den demografischen Wandel, das lange Leben, ausdrücklich als Chance, sehen „das Alter“ als vielfältig und voller Potenziale. Auch Pionierin Wilhelmine Lübke, Frau des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke, hat die älteren Menschen selbst adressiert. Ihr Leitmotiv ist Sprichwort geworden: „Wer andern hilft, hat keine Zeit, alt zu sein.“ Den Blick zurück werfen wir entlang eines Zeitstrahls mit den wichtigsten Stationen, Innovationen und Ereignissen samt den dazugehörigen Fachbeiträgen.
Und die Zukunft, was bringt sie? Wie stellen wir uns ein gutes Leben im Alter vor?
Am liebsten gar nicht. Und wenn, dann denken wir an Weltreisen oder ähnlich aufgeschobene Wünsche. Der Ruhestand als Erwartungsland nach dem Motto: Wenn, ich erst in Rente bin, dann… Der Ruhestand, wo alles nachgeholt wird, die Freiheit quasi grenzenlos ist? Und wie sieht es aus mit der Selbst- und Mitbestimmung jenseits eines Abenteuerlandes Ruhestand – wenn sich Hilfe- oder Pflegebedarfe einstellen? Nicht so ganz unwahrscheinlich, wenn wir länger leben, oder? Ist das dann das Ende der Träume, werden Vorhaben dann zusammengestrichen auf ein Machbarkeits-Level? Und was ist machbar? Die Antworten darauf haben wir in der Hand!
Die Fragen zu stellen – das ist schon einmal ein wichtiger erster Schritt. Denn laut einer Umfrage, die 2022 unter 1068 deutschen Babyboomern durchgeführt wurde, denken 79 Prozent der Befragten über Pflegebedürftigkeit nicht nach. Damit verzichten wir auf unser Recht, Möglichkeiten einzufordern, mitzugestalten, mitzubestimmen wenn es um die Grundfragen geht: Wie will ich im Alter leben, wohnen, teilhaben – auch dann, wenn sich Hilfebedarfe einstellen?
Über die Lebensumstände in unserem Alter sollten wir so früh wie möglich mitentscheiden. Nicht nur über die ganz praktische Gestaltung des Wohnumfeldes, der Versorgung, der gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe. Wir sollten uns auch darüber Gedanken machen, wie unsere Beteiligungs-Möglichkeiten gestaltet sein können. In beide Richtungen: Was will und kann ich – z. B. ehrenamtlich – einbringen, und was möchte ich, dass ggf. für mich getan wird?
Plädoyer für die Demokratisierung des Alter(n)s
Es geht um einen Auftrag an unser Gemeinwesen, das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung sowie das Recht auf Teilhabe in allen Lebensphasen und Lebenslagen zu sichern. Hierzu gehört nicht nur, inklusive Strukturen zu schaffen und Menschen sozial einzubinden, sondern ihnen auch in allen Lebenslagen Mitentscheidung und Mitgestaltung zu ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, fordert das Kuratorium Deutsche Altershilfe eine Demokratisierung des Alter(n)s. Das KDA will mit der Initiative „Leben im Alter(n) 6.0“ den notwendigen gesellschaftspolitischen Diskurs anstoßen und die Rolle, Integration und Akzeptanz alternder Menschen in und für unsere Gesellschaft weiterentwickeln – ganz im Sinne Wilhelmine Lübkes.
Leben im Alter(n) 6.0
Das KDA blickt heute, zum 60-jährigen Bestehen, in die Zukunft und hat mit „Wohnen 6.0 – mehr Demokratie in der (institutionellen) Langzeitpflege wagen“ nicht nur eine neue Wohngeneration für Einrichtungen vorgelegt. Das Strategiepapier gibt darüber hinaus einen Impuls zum Neudenken des Alterns unserer Gesellschaft. Ein entscheidender Aspekt ist die Beteiligung aller an der Demokratisierung des Alters und des Alterns. Es werden konkrete Lösungs- und Gestaltungsvorschläge für ein gelingendes Altern in Würde angeboten. Am Beispiel der Langzeitpflege wird praktisch nachgewiesen, dass und wie demokratische und gesellschaftliche Teilhabe auch unter schwierigen Umständen möglich ist.
Wollen wir den vielfältigen Funktionsstörungen in der Sorge begegnen, müssen wir die am Sorgegeschehen Beteiligten mehr fragen, wie der Weg zukünftig sein soll. Gelingende Sorgebeziehungen brauchen daher nicht nur bessere Rahmenbedingungen für Sorgearbeit, insbesondere in der Pflege, sondern es ist ebenso wichtig, den direkten Einfluss auf die eigenen Sorgebeziehungen zu verbessern. Dazu müssen Beteiligungsstrukturen in Einrichtungen geschaffen werden. In Pflegewohnsettings, die den Bedarfen aller entsprechen sollen, kann die jeweils gewünschte Balance von Freiheit und Sicherheit von allen gemeinsam demokratisch ausgehandelt werden. Beteiligungsstrukturen braucht es auch für die Gesellschaft insgesamt auf verschiedenen Ebenen, etwa in Sorgeparlamenten in Gemeinden.
Gesamtgesellschaftlicher Auftrag
Heute ist Alter vielfältig. Doch geblieben ist der Auftrag, das Alter als gemeinsamen Auftrag zu verstehen, alle einzubinden – so, wie auch alle altern. „Wir müssen die Vielfalt des Alters sehen, um den Bedürfnissen und Wünschen der älteren Menschen gerecht werden zu können. Gelingen kann das nur, wenn wir das als gemeinsame Aufgabe sehen: Eine, die uns alle angeht“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Schirmherr des KDA, im November 2021.
Dazu braucht es eine gesamtgesellschaftliche Diskussion und Willensbildung, die Demokratisierung des Alter(n)s. Auch hier ein Zitat des Bundespräsidenten, er sagte anlässlich seiner Wiederwahl: „Vertrauen in Demokratie ist doch am Ende nichts anderes als Vertrauen in uns selbst.“ Alle Staatsgewalt gehe vom Volke aus. „Das ist das Versprechen unserer Verfassung an uns Bürger. Aber darin liegt auch ein Versprechen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern: Zieh dich nicht zurück, sondern übernimm Verantwortung. Das ist die doppelte Natur der Demokratie: Sie ist Versprechen und Erwartung zugleich.“
Gemeinsam lässt sich ein gutes Miteinander und ein würdevolles Altern gestalten.
Helmut Kneppe
Vorstandsvorsitzender Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung e. V.
Fotogalerie vom Festakt 60 Jahre KDA
Copyright René Schwerdtel/ ADCTIVE und Noémie Monteils