Festakt 60 Jahre KDA: Alter würdig gestalten

Grußwort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Würde ist zentraler Begriff des Grundgesetzes 

„Für mehr Teilhabe, Selbstbestimmung und Würde im Alter“ – unter diesen Leitgedanken stellte das Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung (KDA) den Festakt zum 60-jährigen Jubiläum. Im Zentrum der Veranstaltung standen nach dem Grußwort des Bundespräsidenten ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Hartmut Remmers zur Selbstbestimmtheit am Lebensende und eine fachpolitische Diskussion zu der Frage, wie das Altern in Zukunft würdig gestaltet werden kann. Helmut Kneppe, Vorstandsvorsitzender des KDA, forderte eine „Demokratisierung des Alters und des Alterns“.

Die Würde der Älteren als Spiegel der Gesellschaft

Schirmherr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte herzlich: „Die Idee der Teilhabe für alle ist alterslos. Sie ist ein Kernstück unserer Gesellschaft.“ Sie müsse stets erneuert werden. „Das Kuratorium Deutsche Altershilfe steht für diese ewig junge Idee seit 60 Jahren“, sagte der Bundespräsident in seiner Videobotschaft. Ausdrücklich ermutigte er die Kuratorinnen und Kuratoren sowie die Mitarbeitenden des KDA, in ihrer Arbeit „nicht nachzulassen“. „Ihre Arbeit bleibt wichtig. Denn, was Sie tun, ist von einer tiefen Erkenntnis geprägt: Die Würde der älteren Generation ist eine Frage der Würde unserer Gesellschaft insgesamt.“

Bundespräsident Steinmeier betonte, dass Würde der zentrale Begriff des Grundgesetzes sei. Selbstbestimmung und Teilhabe seien wiederum wichtige Bedingungen der Würde. „Wenn im Alter die Kräfte nachlassen, dann muss die Würde eines Menschen von anderen bewahrt werden“, forderte er. Das KDA habe sich immer wieder auch der Missstände in der Pflege angenommen, wofür er sehr dankbar sei. Pflege insgesamt und alle, die pflegten, müssten eine höhere Wertschätzung erfahren. Er warb für seinen Vorschlag einer sozialen Pflichtzeit. Je mehr Menschen sich „für einen gewissen Zeitraum“ den Sorgen anderer, zuvor fremder Menschen, widmeten, desto besser gelinge das Zusammenrücken.

Politik muss rasch würdevolle Lösungen finden

Im Zusammenhang mit den steigenden Kosten im Bereich der Pflege sowie auch infolge der Energiekrise mahnte Bundespräsident Steinmeier nachdrücklich „würdevolle Lösungen“ der Politik an: Die höheren Pflegekosten könnten „nicht von älteren Menschen allein getragen werden“, sagte Steinmeier und fügte hinzu, „das umso weniger, wenn insgesamt die Lebenshaltungskosten angesichts der Energiekrise enorm steigen. Hier ist die Politik gefordert, möglichst schnell nach gerechten – und ich würde ganz bewusst sagen: auch nach würdevollen Lösungen zu suchen.“  

Rund 100 Gäste begrüßte der Vorstandsvorsitzende des KDA, Helmut Kneppe, in der Landesvertretung Brandenburg, in Berlin, und versicherte: „Eines gilt immer: Wir betrachten das Alter(n) ausdrücklich als Chance.“ Entscheidend sei es, das Alter(n) in die Mitte der Gesellschaft zu holen, es zu demokratisieren, also Mitbestimmungsmöglichkeiten zu stärken und zu gewährleisten.

Helmut Kneppe, Vorstandsvorsitzender des KDA, der am Donnerstag rund 100 Gäste in der Landesvertretung Brandenburg begrüßte, forderte eine „Demokratisierung des Alters und des Alterns“. „Wir wollen aktiv Beiträge leisten, das Alter stärker zu demokratisieren. Denn Würde beruht auch auf Teilhabe. Wir betrachten das Alter(n) ausdrücklich als Chance.“

Zuvor hatte Staatssekretärin Dr. Friederike Haase in Ihrem Grußwort betont: „Die Menschen in Brandenburg und in Deutschland werden älter und sind im Durchschnitt viel gesünder als die Generationen vor ihnen. Eine sehr gute Nachricht! Gesellschaft und Politik sind gefordert, dieser Entwicklung Rechnung zu tragen. Ob Wohnen, Mobilität, Gesundheit, Pflege, lebenslanges Lernen oder ehrenamtliches Engagement – in all diesen Bereichen müssen geänderte Bedarfe in den Blick genommen werden.“

Im Zentrum des Festaktes standen ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Hartmut Remmers sowie eine Diskussionsrunde. Prof. Remmers, Seniorprofessor am Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, betonte den Anspruch auf Würde auch in der letzten Phase des Lebens – im Sterben. Aktuell wird die Sterbehilfe nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gesetzlich neu geregelt.

Was hat es mit der Würde auf sich?

„In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussion spielen Fragen einer sinnvollen, das heißt persönlichen Vorstellungen und Wünschen gemäßen Gestaltung des Lebensendes eine immer bedeutendere Rolle“, stellte Prof. Remmers fest – um sodann zu fragen:
Was hat es mit dieser Würde auf sich?
Mit Rückgriffen auf die Philosophen Giovanni Pico della Mirandola und Samuel von Pufendorf kam Prof. Dr. Remmers zu dem Schluss: Wir können im Miteinander die Würde im Sterben gestalten. Die Integration des Sterbenden ins Leben, je nach persönlichem Wunsch, könne als Zeichen von Humanität, von praktizierter Würde verstanden werden. Es sei falsch, anzunehmen, dass Menschen im Alter unweigerlich einen geistig-seelischen Rückzug anträten. „Auch in der letzten Lebensphase zeigen ältere Menschen Würde in der Weise einer steten Selbsthervorbringung, die allerdings eines sozialen Resonanzraumes bedarf“, sagte Prof. Remmers. Deshalb sei der Forderung nach Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben bis zuletzt größtmögliche Beachtung zu schenken.

Anschließend ging es im Rahmen einer intensiven, fachpolitischen Diskussion genau um diese Frage: Wie kann ein würdevolles Altern und Alter in Zukunft gestalten werden?

Beiträge finden Sie in der digitalen Pressemappe. Zudem können die Beiträge in der Aufzeichnung der Veranstaltung noch einmal verfolgt werden.

Im Atrium der Landesvertretung Brandenburg waren begleitend zum Festakt Werke des Fotografen René Schwerdtel ausgestellt – oben im Bild sieht man eine Auswahl.

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