Das Ja zum Leben stärken

Zur Stellungnahme des Ethikrats zur Sterbehilfe: Der Vorsitzende des KDA fordert zur Auseinandersetzung mit Alter und Tod auf

Der Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), Helmut Kneppe, hat die Stellungnahme des Ethikrats zur Neuregelung der Sterbehilfe ausdrücklich begrüßt. „Die Stellungnahme des Ethikrats ist mutig und sehr bedacht“, betonte Helmut Kneppe. Er forderte, das Ja zum Leben zu stärken und die Neuregelung der Sterbehilfe als Anlass zu nehmen, sich mit Alter und Tod auseinanderzusetzen.

Helmut Kneppe sagte: „Das Bundesverfassungsgericht hat 2020 in seinen Leitsätzen zur Suizidhilfe deutlich gemacht, dass das Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) auch das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben umfasst. Die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, beinhalte die Freiheit, hierfür die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen.“ Dennoch, so der KDA-Vorsitzende: „Auch wenn der Wunsch – so er denn selbstbestimmt getroffen werden kann und wird – zu respektieren ist, so ist doch der Wunsch eines Menschen, aus dem Leben scheiden zu wollen mit wenigen Ausnahmen eine Niederlage für uns, für unsere Gesellschaft.“
Mehr als 9000 Mal entscheide sich ein Mensch jedes Jahr in Deutschland, sein Leben zu beenden, so Kneppe, der fragte, wie selbstbestimmt diese Entscheidungen seien, vor dem Hintergrund welcher Umstände wurden diese Entscheidungen getroffen, hätte es Auswege, Möglichkeiten gegeben?

Der Ethikrat nennt in seiner Stellungnahme zur Neuregelung der Suizid-Hilfe als ein Beispiel für mögliche Hilfeleistungen zu einem freiverantwortlichen Suizid die Pflegeeinrichtungen. Das sei  einerseits naheliegend, sagte Kneppe, gebe es doch Situationen, in denen der Tod eine Erlösung sei.  „Hier sollte es gut begleitete und streng überprüfte Angebote geben“, forderte Kneppe und fügte hinzu: „Andererseits wirft das Beispiel auch ein Licht auf die Situation vieler älterer Menschen, die einsam sind und sich fragen, wer vermisst mich? Depression ist eine der häufigsten Ursachen für Suizide.“

Hier müsse es sehr viel stärker darum gehen, das „Ja zum Leben zu erleichtern, gute Gründe für ein Weiterleben“ anzubieten, sagte der KDA-Vorsitzende. „Und da ist jeder einzelne, da sind aber auch die Institutionen gefordert. Unser Nachholbedarf an einer Auseinandersetzung mit unserem Leben im Alter und mit dem Tod ist riesig. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und die daraus folgende Reform-Notwendigkeit geben uns diese Gelegenheit der Auseinandersetzung und Gestaltung. Wir sollten sie nutzen“, betonte Kneppe.

Der KDA-Vorsitzende hofft auf eine breite Diskussion, in die sich das KDA konstruktiv einbringen werde.

Stellungnahme des Ethikrates: „Suizid – Verantwortung, Prävention und Freiverantwortlichkeit“ 

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