Professionell Pflegende stehen familiär unter einem hohen Erwartungsdruck
In der Pflege arbeiten in Deutschland rund 1,2 Millionen Beschäftigte, etwa 80 Prozent sind Frauen. Die meisten der beruflich Pflegenden, nämlich 84 Prozent, empfinden ihren Beruf als „sinnstiftend“. Das hat gerade eine Online-Befragung unter 6139 professionell Pflegenden ergeben, die der Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) im März zum diesjährigen Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai 2024 durchgeführt hat. 68 Prozent der Befragten wünschen sich eine Ausweitung ihrer Kompetenzen und 78 Prozent gaben an, dass sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. „Demgegenüber fällt die hohe Zahl der Teilzeitarbeit auf“, stellt Helmut Kneppe, Vorstand des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), fest. Er fordert anlässlich des Internationalen Tags der Pflege mehr Vereinbarkeitslösungen für die in der Pflegebranche Beschäftigten.
„In der Pflege arbeiten laut Bundesagentur für Arbeit 49 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit. Gleichzeitig wünschen sich viele laut DBfK-Umfrage mehr Verantwortung und eine Ausweitung ihrer Kompetenzen. Mit Blick auf den Fachpersonalmangel in der Pflege sollten hier verstärkt Vereinbarkeitslösungen angeboten werden“, sagte Kneppe, „insbesondere in der Pflegebranche, deren Beschäftigte unter einem speziellen, familiären Erwartungsdruck stehen.“ Die Möglichkeit, private Verpflichtungen und privates Engagement mit dem Beruf zu vereinbaren, gewinne ganz grundsätzlich an Bedeutung. Das gelte über die Generationen hinweg, so Kneppe. So könne nach der Kinderbetreuung zum Beispiel der Wunsch nach Übernahme eines Ehrenamtes bestehen.
Insbesondere für in der Pflege Beschäftigten gebe es aber darüber hinaus eine weitere Herausforderung: „Wenn es in der Familie oder im Freundeskreis eine Pflegesituation gibt, werden beruflich Pflegende nicht nur zu Rate gezogen – von ihnen wird noch stärker als von anderen erwartet, dass sie privat Betreuungs- und Pflegeaufgaben übernehmen“, betonte Kneppe. „Vereinbarkeitslösungen können verhindern, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Arbeitszeit reduziert oder gar ganz kündigt. Außerdem punkten Arbeitgeber mit Vereinbarkeitslösungen auch bei der Mitarbeiter-Gewinnung“, unterstrich Kneppe.
Erfahrungen aus Landesprogramm zur Vereinbarkeit mit mehr als 380 Unternehmen
Er verwies auf Erfahrungen aus einem Vereinbarkeitsprojekt, das im KDA aktuell für die Landesregierung Nordrhein-Westfalen (NRW) und die Landesverbände der privaten Pflegekassen zusammen mit den AOKen Hamburg/Rheinland und NordWest und dem Verband der privaten Krankenkassen durchgeführt wird. Am Landesprogramm „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW“ würden bereits mehr als 380 Unternehmen, Handwerksbetriebe und Organisationen teilnehmen, so Kneppe. Im Rahmen des Landeprogramms sei ein Positionspapier erarbeitet worden, das sich mit der besonderen Belastung beruflich Pflegender mit einer zusätzlich privaten Sorge- und Pflegeaufgabe beschäftigt.
Demnach ist es gerade für professionell Pflegende, die in der Familie informelle Pflege leisten, nicht immer einfach, Unterstützung vom Arbeitgeber zu erhalten. Denn: „Oftmals gehen Führungsverantwortliche davon aus, dass ihr professionelles Personal mit der Doppelbelastung ohne Probleme umgehen kann, da es ja vom Fach ist“, erklärt Adelheid von Spee, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Servicezentrum des Vereinbarkeitsprogramms im KDA. „Wenn mein Team, meine Vorgesetzten kein Verständnis zeigen für Vereinbarkeitswünsche, führt das zu Stress und in der Folge zur Reduktion der Arbeitszeit, zur Kündigung oder gar zu Krankheit“, so von Spee. Kündigung oder gar zu Krankheit“, so von Spee.
„Gerade in Organisationen des Gesundheitswesens“, betont sie, „ist es wegen der besonderen familiären Erwartungshaltung gegenüber beruflich Pflegenden wichtig, dass die Führungspersonen für das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sensibilisiert sind und sich offen den Fragen zur besseren Vereinbarkeit stellen.“ Mehr noch, so von Spee: Pflegeunternehmen sollten ihren Vorteil nutzen und ihre Ressourcen den Mitarbeitenden anbieten. „Als Soforthilfe können Betroffene im besten Fall gleich auf die unternehmenseigene Pflegeinfrastruktur zugreifen.“ Hierdurch werde ein entscheidender Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet und einem beruflichen Ausstieg entgegengewirkt.
Umfrage des DBfK „Pflege, wie geht es dir?“
Landesprogramm Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege Positionspapier auch ein Thema für professionell Pflegende Mai 24
Fachliche Fragen zur Pflegevereinbarkeit in Unternehmen der Gesundheitsbranche richten Sie bitte an Adelheid von Spee: adelheid.vonspee@kda.de
Medienanfragen beantwortet gerne Solveig Giesecke, Pressesprecherin KDA: Tel.: +49 30 / 2218298 – 58, Mail: solveig.giesecke@kda.de