Am 12. August 2020 stellte Bundesseniorenministerin Dr. Franziska Giffey in Berlin die zentralen Ergebnisse des achten Altersberichts der Bundesregierung vor. Unter dem Titel „Ältere Menschen und Digitalisierung – Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts“ ist eine Kurzfassung verfügbar (s. u.).
Der achte Altersbericht nimmt die Chancen und Herausforderungen digitaler Technologien für ältere Menschen in den Blick. Ihm zugrunde liegt ein heterogenes, vielfältiges und kompetenzorientiertes Bild von älteren Menschen, die in der Lage sind, sich digitale Kompetenzen anzueignen und sich entsprechend in der digitalen Welt zu bewegen, wenn ihnen bei Bedarf die benötigte Unterstützung und Beratung ermöglicht wird.
Die Sachverständigenkommission hat in dem Bericht zwölf Empfehlungen zur Teilhabe von älteren Menschen an digitalen Technologien und zur Stärkung ihrer digitalen Souveränität formuliert. Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) begrüßt und unterstützt diese Empfehlungen, die Sie am Ende dieses Textes finden.
Seit vielen Jahren ist das KDA im Arbeitsfeld tätig und hat bereits im Jahr 1999 erste Projekte im Bereich der Digitalisierung angestoßen und diese in Kooperation und mit Unterstützung zahlreicher Partner*innen umgesetzt. Viele weitere Projekte sind dem bislang gefolgt und zukünftig notwendig.
Ein Beispiel aus der Arbeit des KDA: Im Rahmen des Projekts Forum Seniorenarbeit NRW hat das KDA in den letzten Jahren die Verzahnung digitaler Dienste mit der Schaffung nachbarschaftlicher Unterstützungsstrukturen im Quartier in den Mittelpunkt gerückt. Hierbei werden in NRW haupt- und ehrenamtliche Personen aus der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit bei der Entwicklung eigener digitaler Angebote begleitet. Dieses Aufgabenfeld hat durch die COVID-19-Pandemie nun an besonderer Dynamik gewonnen.
In der derzeitigen Situation zeigte sich eine besondere Herausforderung: Ein enormer Unterstützungs- und Beratungsbedarf nicht nur auf Seiten der älteren Menschen selbst, sondern auch auf Multiplikator*innenebene (ob ehrenamtlich oder hauptamtlich tätig) , d.h. innerhalb der Organisationen, Vereine und Initiativen der Seniorenarbeit vor Ort. Für hauptamtliche Mitarbeiter*innen müssen weitere Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden, damit sowohl in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, in den lokalen Netzwerken und bei der Schaffung niedrigschwelliger und lebensnaher Zugänge und Lernorte für ältere Menschen neue Impulse gesetzt werden können. Spezielle Bildungsmöglichkeiten für ältere Ehrenamtliche sind wichtig, um mögliche Selbstorganisationspotenziale unter Zuhilfenahme digitaler Anwendungen zu ermöglichen.
Das KDA teilt die Position der achten Altersberichtskommission , dass digitale Technologien bzw. die entsprechenden Angebote dann besonders erfolgreich sein können, wenn Sie auf analoge Strukturen vor Ort aufsetzen und die Akteur*innen von vorneherein einbeziehen. Das KDA unterstützt daher eine koordinierte Vorgehensweise und Vernetzung auf Landes- und Bundesebene.
Die Möglichkeiten digitaler Technologien sollten nicht des Selbstzwecks wegen eingesetzt werden, sondern Teilhabe und Partizipation älterer Menschen ermöglichen. Neue Engagementformen und digitale Unterstützungsstrukturen sollten wissenschaftlich begleitet und erforscht werden.
Die 12 Empfehlungen der Altersberichtskommission im Überblick:
Älteren Menschen in der Umsetzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ der Bundesregierung einen deutlich höheren Stellenwert einräumen
Zugang und Nutzung von digitalen Technologien für alle ermöglichen
Die Möglichkeiten der Digitalisierung für einen Austausch zwischen den Generationen fördern
Digitale Souveränität stärken
Digitale Technologien als Chance für ältere Menschen mit pflegerelevanten Bedarfen sowie für begleitende Pflegepersonen begreifen
Daseinsvorsorge auf kommunaler Ebene digital gewährleisten und strukturell weiterentwickeln
Digitale Kompetenzen in für ältere Menschen relevanten Berufsgruppen fördern
Auseinandersetzung mit ethischen Fragen der Digitalisierung ermöglichen
Kompetenzen, Bedarfe und Bedürfnisse älterer Menschen bei der Erforschung und Entwicklung von digitalen Technologien ausdrücklich berücksichtigen
Ausreichende Finanzierung für Innovation und Innovationstransfer sicherstellen
Den Verbraucherschutz stärken
Ein Monitoring „Digitalisierung und ältere Menschen“ einführen
Die Altersberichterstattung geht zurück auf einen Beschluss des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 1994. Er gibt der Bundesregierung auf, in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lebenssituation von älteren Menschen in Deutschland zu erstellen. Erarbeitet werden die Berichte von unabhängigen Sachverständigenkommissionen, die mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen besetzt werden. Vorsitzender der achten Altersberichtskommission ist der KDA-Kurator Prof. Dr. Andreas Kruse (Direktor des Instituts für Gerontologie an der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg).
Links zum Thema:
Website zum Achten Altersbericht
Kurzfassung Ältere Menschen und Digitalisierung Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts
Positionspapier der Altersberichtskommission Ältere Menschen und digitale Technologien in der Zeit der Corona-Pandemie (Stand August 2020)
Ständig aktualisierter Beitrag mit Materialien zum Achten Altersbericht des Forum Seniorenarbeit NRW
Videos zum achten Altersbericht:
Dr. Franziska Giffey über den achten Altersbericht
Pressekonferenz zum achten Altersbericht
Prof. Dr. Andreas Kruse über den achten Altersbericht