Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Prävention demenzieller Erkrankungen

Einleitung

EinleitungDas Problem, wenn man so will „der Preis“ einer alternden Bevölkerung und einer höheren Lebenserwartung ist, dass immer mehr Menschen, von einer Demenz betroffen sein werden, sei es als Patient, als Angehöriger oder als Pflegender, Betreuender, Beratender im Beruf. Im Jahr 2018 gibt es in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz und diese Zahl steigt jährlich weiter an. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2050 rund 3 Millionen Menschen an Demenz leiden werden (Quelle: Deutsche Alzheimergesellschaft). Weltweit werden derzeit schätzungsweise 50 Millionen Menschen gezählt, und bis 2050 wird mit einem weiteren Anstieg auf 152 Millionen gerechnet.

International sind Wissenschaftler seit vielen Jahren bemüht Medikamente zu finden, die Demenz verlangsamen oder gar verhindern können. Obwohl Fortschritte in dieser Forschung gemacht wurden, gibt es bisher noch keine Aussicht auf ein Medikament.

Andere auf dem Gebiet der Epidemiologie tätigen Forscher haben es allerdings geschafft, einen Zusammenhang zwischen dem Lebensstil eines Menschen mittleren Alters (etwa zwischen 40 und 75 Jahren) und dem Risiko einer Demenz in einem höheren Alter zu finden. Je gesünder wir leben, desto geringer ist das Risiko frühzeitig an einer Demenz zu erkranken. Deshalb schrieb Gill Livingston im Sommer 2017 in der Fachzeitschrift "The Lancet": "Sei ehrgeizig in Sachen Prävention!" (Livingston et al., 2017)

Die gute Nachricht hierbei ist, dass es ebenfalls gut für das Gehirn ist, wenn es gut für das Herz ist. Das bedeutet, dass Investitionen in eine gesunde Lebensweise mehr als einen Vorteil haben: ein stärkeres Herz und ein geringeres Risiko für Demenz!

Auf dieser Website geben wir einen Überblick darüber, welche Lebensstilfaktoren wichtig sind, um das Demenzrisiko zu verringern, und verweisen auf aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, die weitere Informationen zu diesem Thema liefern. Eine Übersicht über alle Studien hierzu finden Sie unter unseren Quellenangaben.

Diejenigen, die mehr über dieses Thema erfahren möchten, finden in diesen zwei neuen übergreifenden Publikationen einen guten Überblick:

Demenz ist eine Sammelbezeichnung für Störungen des Gehirns, die das Gedächtnis beeinflussen. Die Alzheimer-Krankheit ist die bekannteste und häufigste Form einer Demenz. Darüber hinaus gibt es u.a. auch relativ häufig kardiovaskuläre Demenzen, die Lewy-Körper-Demenz, die Frontotemporale Demenz und Demenzen in Folge einer Parkinson-Erkrankung. Für Alzheimer nach dem 65. Lebensjahr und vaskuläre Demenzformen gilt der Zusammenhang zwischen einer gesunden Lebensweise und einem geringeren Demenzrisiko.

Wenn Sie mehr Informationen zum Thema Demenz, Veröffentlichungen und Unterstützungsangebote in Ihrer Nähe suchen besuchen Sie unsere Website: www.demenz-service-nrw.de

Seit vielen Jahrzehnten verbessert sich unsere medizinische und therapeutische Versorgung, mit dem Ziel Krankheiten heilen und überstehen zu können. Es ist nicht angenehm krank zu sein und wir ziehen es oft vor, einen Besuch bei einem Arzt oder einem Spezialisten zu vermeiden. Aber wenn Sie krank sind, haben Sie Glück, dass Sie jetzt leben und nicht zum Beispiel vor 50 oder 100 Jahren - Dank dem medizinischen Fortschritt.

Dennoch ist medizinischer Fortschritt nur ein Faktor der erklärt, warum wir länger leben und uns durchschnittlich einer besseren Gesundheit erfreuen. Der Einfluss der Gesundheitsvorsorge hat hieran einen großen Anteil. Großimpfungen haben viele Krankheiten verhindert und Maßnahmen zum Nichtraucherschutz und Aufklärung über Alkohol und Drogenmissbrauch schützen vor häufig tödlichen Erkrankungen. Das tägliche Zähneputzen hat den Zahnarzt an vielen Stellen arbeitslos gemacht. Darüber hinaus haben Aktionen in Bezug auf Verhalten beim Geschlechtsverkehr und Safer Sex die Ausbreitung von bestimmten Infektionen und Erkrankungen verhindert. Ebenso können wir in Zukunft durch eine gesunde Lebensweise das Risiko einer Demenz verringern oder zumindest den Ausbruch einer Erkrankung im Lebenslauf weit nach hinten schieben und den Krankheitsfortschritt bei einer bestehenden Demenz ggf. sogar verlangsamen.

Primäre und sekundäre Prävention

Die hier beschriebenen Lebensstilfaktoren sind hauptsächlich relevant für die primäre Prävention von Demenz: Also zielen auf die Verringerung der Wahrscheinlichkeit, dass Veränderungen verursacht werden, die letztendlich zu Gedächtnisverlust führen. Die Periode des mittleren Alters ist deshalb so wichtig, weil sich die Demenz sehr langsam entwickelt. Bevor Sie irgendwelche Auswirkungen auf das Gedächtnis oder Verhalten eines Menschen bemerken, gibt es bereits zwanzig bis dreißig Jahre lang vorher schädigende Veränderungen im Gehirn.

Das bedeutet nicht, dass förderliche Lebensgewohnheiten wie gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung, nicht auch im höheren Alter relevant sind, auch wenn Anzeichen einer Demenz vorliegen oder bereits eine formelle Diagnose vorliegt, nutzen sie und schaden tun sie auf jeden Fall nicht. Es ist vielleicht nicht möglich, die Entwicklungen im Gehirn zu stoppen und die Abbauprozesse werden nicht vollständig reversibel sein, aber dieselben Lebensstilfaktoren können die Lebensqualität von Menschen mit Demenz drastisch verbessern.

Forscher der University of Exeter haben kürzlich herausgefunden, dass sogar nur 10 Minuten mehr soziale Interaktion in einem Pflegeheim die Lebensqualität von Bewohnern mit Demenz und auch des Pflege- und Betreuungspersonals erheblich verbessern können.

Demenz, Alter und Geschlecht

Die bekannten Risikofaktoren für Demenz sind das Alter und das Geschlecht. Eine 70-jährige Frau hat z.B. Risiko von 3,8 %, an Demenz zu erkranken. Dieses Risiko steigt mit zunehmendem Alter sprunghaft an. Im Alter von 80 Jahren hat die gleiche Frau schon eine Wahrscheinlichkeit von 16,4 % und im Alter von 90 Jahren sogar von 44,4 % an Demenz zu erkranken.

Männer haben eine geringere Wahrscheinlichkeit eine Demenz zu entwickeln. Mit 70 ist die Differenz noch begrenzt und liegt bei 3,2% gegenüber 3,8%. Dieser Unterschied nimmt jedoch mit zunehmendem Alter weiter zu. Mit 80 sind es 14,5% für Männer gegenüber 16,4% für Frauen. Im Alter von 90 Jahren sind es nur 29,2% gegenüber 44,4%. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Frauen ein höheres Demenzrisiko haben als Männer, insbesondere in einem höheren Alter (Burke et al., 2018).

Alter30-5960-6465-6970-7475-7980-8485-8990-9495+
Mann0.16%0.2%1.8%3.2%7.0%14.5%20.9%29.2%32.4%
Frau0.09%0.9%1.4%3.8%7.6%16.4%28.5%44.4%48.8%

Quelle: Alzheimer Europe, Zahlen basierend auf der EuroCoDe Forschung und (Hofman et al., 1991).

Alter und Geschlecht sind wenig bis gar nicht beeinflussbare Risikofaktoren. Deshalb ist es wichtig, auf die Faktoren zu achten, die einen Unterschied ausmachen können und einen gesunden Lebensstil zu einem Teil unseres Lebens zu machen.

Gesunde (mediterrane) Ernährung: ein schützender Faktor!
Gesund EssenVieles, was in unserem Körper passiert wird von dem beeinflusst was wir essen. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich viele Gesundheitsförderungen auf gesunde Ernährung konzentrieren. So hat z.B. die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zehn Regeln zu einer gesunden Ernährung auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgestellt.Gesunde Ernährung bedeutet: viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse, eine mäßige Menge Fisch, Fleisch und Milchprodukte und eine begrenzte Menge Butter und rotes Fleisch. Darüber hinaus konsumieren Sie Softdrinks, Kekse, Salz und Alkohol so wenig wie möglich. Dies sind die jetzigen bekannten Speiseempfehlungen.Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit lässt sich auch auf das Risiko von Demenz beziehen. Verschiedene Bevölkerungsumfragen (Croll et al., 2018; Lourida et al., 2013; Yusufov et al., 2016) zeigen, dass der Verzehr einer mediterranen Ernährung das Demenzrisiko senkt. Beobachtungsstudien bestätigen dies ebenfalls (Martínez-Lapiscina et al., 2013). Eine Bevölkerungsstudie in Rotterdam macht auch den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und größerem Hirnvolumen deutlich: "Eine bessere Diätqualität ist mit größeren Hirngewebevolumina verbunden" (Croll et al., 2018). Ein größeres Gehirnvolumen führt zudem zu besseren kognitiven Fähigkeiten.Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hörenPraktische Hilfen zum Thema Ernährung und Demenz können sie auf unserer Website unter unsere Veröffentlichungen bestellen
Kognitiv aktiv bleiben: ein Schutzfaktor!
BewegungMuskeln, die Sie regelmäßig benutzen oder trainieren, werden stärker. Dies ist allgemein bekannt. Das Gegenteil ist auch wahr: Muskeln, die nicht benutzt werden, verlieren Volumen und Kraft. Sie werden dies zum Beispiel bemerken, wenn Ihr Arm oder Ihr Bein für eine Weile in einem Gipsverband steckte. Das gleiche gilt für Ihr Gehirn. Je mehr wir es verwenden, desto aktiver wird es. In einem höheren Alter kognitiv fit zu bleiben, schützt Sie aktiv vor Demenz.Eine amerikanische Studie befragte eine Gruppe von Menschen, nach ihren kognitiven Aktivitäten, wie z.B. Fernsehen, Radio hören, Zeitung lesen, Schach spielen und ins Museum gehen, die man allesamt nicht einmal zu den größten kognitiven Herausforderungen zählen kann, im Vergleich zum Erlernen einer Sprache oder eines Musikinstrumentes. Und dennoch stellten sie fest, dass es Jahre später einen großen Unterschied gab, als sie die gleiche Gruppe noch einmal befragten. Diejenigen, die kognitiv aktiver waren, hatten eine um 47% geringere Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken als diejenigen, die überhaupt nicht kognitiv aktiv waren (Wilson et al., 2002).In der postgradualen Forschung, die von Kay Deckers von der Maastricht University durchgeführt wurde, schneidet die kognitiv aktive Tätigkeit als Schutzfaktor gegen Demenz sogar am höchsten ab (Deckers, 2017).Darüber hinaus gibt es auch die Hypothese bezüglich der kognitiven Reserve. Diejenigen, die ihr Gehirn und Gedächtnis viel intensiver nutzen, bauen eine Reservekapazität auf, die bei Demenz eingesetzt wird. Während also Demenz eine Auswirkung auf das Gehirn hat, wird es eine viel langsamere Wirkung auf das tägliche Funktionieren des Individuums haben bei einer hohen kognitiven Reserve.Die schützende Wirkung kognitiv aktiv zu bleiben ist offenbar umso größer, je höher die kognitive Anstrengung  ist. Eine neue Sprache oder ein neues Instrument zu lernen oder ein Buch zu schreiben, ist weit wichtiger und effektiver als das endlose Lösen von Kreuzworträtseln oder Sudokus. Wenn Sie dies gerne tun, hören Sie nicht auf, aber erwarten Sie nicht, dass es sich auf das Demenzrisiko maßgeblich auswirkt.Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen kognitiv aktivem Verhalten und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hören.
Sozial aktiv bleiben: ein Schutzfaktor!
Sozial aktivUnsere Gesundheit wird davon beeinflusst, wie wohl wir uns in unserer Haut und in unserem sozialen Netzwerk fühlen. Es ist bekannt, dass ein gutes soziales Netzwerk gegen Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und allgemeinen Funktionsverlust helfen kann. Es ist auch bekannt, dass soziale Isolation zu Bluthochdruck, einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen führen kann. Es scheint sogar so zu sein, dass soziale Isolation ein wichtigerer Faktor beim Blutdruck ist und bzgl. klinischer Aspekte wie z.B. bei einer Diabetesdiagnose (Yang et al., 2016). Berichten zufolge ist das Todesrisiko um 90% höher, wenn sich Menschen einsam fühlen! Das bedeutet, dass die schädlichen Auswirkungen der Einsamkeit auf unsere Gesundheit genauso schlimm sind wie das Rauchen.Ein ebenso starker negativer Effekt wurde zwischen Einsamkeit und Demenzrisiko gefunden. Verschiedene Studien haben sich mit den Auswirkungen des Umfangs eines sozialen Netzwerks, der sozialen Teilhabe, der Einsamkeit und der Zufriedenheit eines Einzelnen mit seinem sozialen Netzwerk befasst. Ein kürzlich erschienener Artikel, der all diese Studien zusammenfasst, kam zu dem Schluss, dass es in der Tat eine schützende Wirkung von einem guten sozialen Netzwerk gibt und dass vor allem das Ausmaß der sozialen Interaktion wichtiger ist als der Umfang des sozialen Netzwerks oder die Zufriedenheit des Einzelnen (Kuiper et al., 2015).Eine mögliche Erklärung für diese schützende Wirkung besteht darin, dass Sie nicht nur sozial aktiv bleiben, sondern auch physisch und kognitiv aktiv bleiben, was das Gehirn aktiver macht. Eine andere Erklärung kann in Stress gefunden werden. Stress erhöht das Risiko von Demenz, aber Stress sinkt, wenn Sie sozial aktiv bleiben.Wenn Sie weitere Forschungsergebnisse in Bezug auf die Beziehung zwischen dem Erhalt von sozialer Aktivität und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hören
In Bewegung bleiben: ein schützender Faktor!

RadfahrenKörperlich aktiv bleiben ist sehr wichtig für unsere Gesundheit. Dies gilt nicht nur für unsere Muskeln, sondern auch für unser Gehirn (Scherder, 2014). Körperlich aktiv sein sorgt für ein stärkeres Herz und eine bessere Blutzirkulation und das ist damit sehr wichtig für das Gehirn. Darüber hinaus beugt das körperlich aktive Verhalten Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit vor, die wiederum das Demenzrisiko erhöhen können.

Es ist nicht wirklich wichtig, wie Sie körperlich aktiv bleiben; man kann laufen, aber auch Rad fahren, schwimmen, tanzen oder sogar Haus- oder Gartenarbeiten erledigen. Alles was zu einer erhöhten Herzfrequenz führt hat einen positiven Effekt (Northey et al., 2017).

Laut einer Forschungszusammenfassung (einem so genannten Meta-Review) muss es nicht einmal anstrengendes Training sein, da es bereits einen starken Schutzeffekt gibt, der kognitive Verschlechterung verhindert, wenn man sich einfach regelmäßig moderat bewegt (Sofi et al., 2011). Eine andere ähnliche Studie fand heraus, dass körperliche Aktivität als Lebensstil das Demenzrisiko im Allgemeinen um 28% und das Risiko für Alzheimer im Speziellen um 45% senken kann (Hamer & Chida, 2009).

Wie bei den anderen Lifestyle-Faktoren, so stellt sich auch hier heraus, dass körperlich aktiv zu bleiben zur Verringerung des Demenzrisikos, aber auch zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt.

Darüber hinaus ist es wichtig, auch in einem höheren Alter körperlich aktiv zu bleiben. Es hilft den Menschen das Gleichgewicht zu halten und somit einen Sturz zu vermeiden, zusätzlich wirkt es sich auch positiv auf ihre Stimmung aus (Livingston et al., 2017). Für diejenigen, die bereits eine Demenz haben, gilt aber auch, weiterhin in Bewegung zu bleiben. Sie können die Demenz dadurch nicht mehr verhindern oder gar heilen, aber Sie können die Lebensqualität durch körperliche Aktivität verbessern.

Ein für viele wirksamer Trick sich selber zu mehr Bewegung herauszufordern, ist sich einen Schrittzähler auf seinem Smartphone zu installieren: Damit können Sie sich ein Bild davon machen, wie körperlich aktiv Sie sind.

Wenn Sie weitere Untersuchungen über die Beziehung zwischen dem aktiven Aufenthalt und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören via info@SaniMemorix.eu

Viel sitzen: ein Risikofaktor!

BewegungEin Mangel an körperlicher Aktivität ist ein wesentlicher Risikofaktor sowohl bei Demenz als auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wir bewegen uns nicht genug. Dies ist teilweise auf die Verlagerung von körperlicher Arbeit hin zu Büroarbeit und die vermehrte Nutzung von Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln, anstatt zu radeln oder zu laufen zurückzuführen.

Einen großen Teil unseres Tages setzen wir uns hin. Morgens frühstücken, auf dem Weg zur Arbeit im Auto/Zug/Bus und im Büro, wo viele den ganzen Tag lang sitzen (mit einer kurzen Kaffeepause, auf die Toilette gehen oder Dokumente abholen). Am Abend setzen wir uns im Auto/Bus/Zug nach Hause, am Tisch zum Abendessen und dann noch für ein paar Stunden zum Fernsehen.

Im Durchschnitt sitzen in Europa alle Einwohner 309 Minuten an einem Arbeitstag, mehr als 5 Stunden (Bennie et al., 2013). Dies basiert jedoch auf einer Umfrage und kann daher eine Unterschätzung sein. Eine Messung durch Fitness-Tracker oder Beschleunigungsmesser kann zu einem höheren Ergebnis führen.

Der Durchschnitt von 309 Minuten pro Tag hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. vom Bildungsabschluss. Hochschulabsolventen sitzen im Durchschnitt 334 Minuten pro Tag, im Gegensatz zu "nur" 279 Minuten für Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau. Es gibt auch einen Unterschied zwischen europäischen Ländern. Eine Bewegungsstudie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 besagt, dass der Deutsche im Schnitt 6,5 Stunden pro Tag sitzt. Jeder Fünfte (21 Prozent) verbringt sogar neun Stunden oder mehr auf dem Stuhl oder im Sessel. (Deutsche Studie, Quelle: Ärztezeitung )

Die Forschung zeigt, dass langes Sitzen und sitzendes Verhalten negative Auswirkungen auf die Gesundheit unseres Gehirns haben und das Risiko einer Demenz erhöhen (Siddarth et al., 2018; Wheeler et al., 2017).

Längeres Sitzen hat negative Folgen für unsere Gesundheit und ist nicht nur mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden, sondern auch mit Diabetes, einem höheren Gewicht, einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einem geringeren psychischen Wohlbefinden und einer höheren allgemeinen Sterblichkeit. Unser sesshaftes Verhalten wird als Herausforderung des 21. Jahrhunderts in Bezug auf das Gesundheitsverhalten beschrieben. "Sitzen ist das neue Rauchen."

Der Gesundheitsschaden, der durch langes Sitzen verursacht wird, kann nicht (vollständig) durch viel körperliche Betätigung, z.B. durch mehr Sport am Abend oder am Wochenende behoben werden.

Aber das Sitzen für längere Zeit kann durch einen (verstellbaren) Stehpult leicht reduziert werden. Wir raten allen, die einen Sit-down-Job haben und ihren Arbeitgebern, sofort loszulegen.

Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen sitzender / sitzender Lebensweise und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören unter info@SaniMemorix.eu

Rauchen: ein Risikofaktor!

Herz- und KreislaufEs ist allgemein bekannt, dass Rauchen ungesund ist. Dies war nicht immer der Fall. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rauchten die Mehrheit der Männer sowie eine beträchtliche Anzahl von Frauen. Es wurde sogar von Ärzten empfohlen: Rauchen könnte gut für Husten und dergleichen sein. Erst in den 50er Jahren haben wissenschaftliche Studien, unter anderem von Austin Bradford für britische Ärzte, den Zusammenhang zwischen Rauchen und der Gesundheit eines Menschen aufgezeigt. In den folgenden Jahren wurde klar, dass 80% bis 90% der Fälle von Lungenkrebs eine direkte Folge des Rauchens waren. Nur langsam hat die Gesellschaft damit begonnen dem Rauchen den Kampf anzusagen, in den letzten Jahren in Deutschland z. B durch das Werbeverbot, das Verkaufsverbot für Jugendliche, das Rauchverbot im öffentlichen Raum und die abschreckenden Fotos auf der Verpackung .Die Tabuisierung des Rauchens ist mühsam und dauert an, zum einen wegen des Widerstandes und der Gegenkampagnen der Tabakindustrie (Joossens, 2016) und zum anderen aufgrund anhaltender tiefsitzender Gewohnheiten der Konsumenten. Noch immer rauchen 25% der deutschen Bevölkerung! (Quelle: Ärzteblatt )

Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen und Lungenkrebs eng miteinander verbunden sind. Noch weitestgehend unbekannt ist, dass Rauchen auch das Demenzrisiko erhöht (Peters et al., 2008). Es ist sogar einer der einflussreichsten Risikofaktoren. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und einem erhöhten Demenzrisiko ist teilweise auf den Einfluss des Rauchens auf unsere Venen und den Blutkreislauf zurückzuführen. Dies wird mit zunehmenden Alter und zunehmenden oft jahrzehntelangem Konsum schlimmer. Auch für das Gehirn von Rauchern. Darüber hinaus enthält auch Tabakrauch giftige Substanzen, die das Risiko einer Demenz erhöhen.

Also nicht nur das Rauchen selbst, sondern auch das Passivrauchen (Leben in der Nähe eines Rauchers) erhöht das Demenzrisiko (Batty et al., 2018; Stirland et al., 2017).

Manchmal findet man in den Medien Berichte, dass Rauchen nicht das Risiko erhöht, sondern im Gegenteil, das Risiko von Demenz bzw. Alzheimer senkt. Diese Veröffentlichungen sind aber in der Regel nicht wissenschaftlich seriös, da sie in der Regel über „Forschungvorhaben“ berichten, die von der Tabakindustrie finanziert sind und daher nicht als objektive Forschung angesehen werden können (Cataldo et al., 2010).

Die Regierung, die Gesundheitsdienstleister und die Bürger profitieren davon, das Rauchen noch mehr zu reduzieren, als es in den letzten Jahrzehnten bereits der Fall war. Dies ist nicht nur gut für die Vorbeugung von Krebs und Herz-Kreislauf-Problemen, sondern auch für die Verringerung der Demenz.

Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Rauchen und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hören.

Hoher Blutdruck: ein Risikofaktor!

Herz- und KreislaufEin hoher Blutdruck wird auch als stille Krankheit oder sogar als stiller Killer bezeichnet. Sie bemerken eigentlich gar nichts oder kaum etwas und doch verursacht es langsam alle möglichen Schäden in Ihrem Körper, die langfristig Ihre Gesundheit stark beeinträchtigen. Glücklicherweise kann ein hoher Blutdruck einfach mit einem Blutdruckmessgerät zu Hause oder beim Arzt festgestellt werden. Zudem können Sie mit Bluthochdruck gut umgehen, indem Sie einen gesunden Lebensstil führen oder täglich relativ erschwingliche Medikamente einnehmen.

Der heimtückische Gesundheitsschaden durch Bluthochdruck ist an sich schon ein guter Grund, darauf achtzugeben, aber verschiedene Studien liefern auch einen zusätzlichen Grund: Bluthochdruck erhöht das Demenzrisiko.

Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen per info@SaniMemorix.eu zu hören

Alkohol: ein Risikofaktor!

Herz- und KreislaufEine aktuelle Studie zeigt, dass Personen, die vollständig auf Alkohol verzichten, ein höheres Risiko haben an Demenz zu erkranken (Sabia et al., 2018). Dies widerspricht früheren Forschungsergebnissen. Es ist ziemlich offensichtlich, dass methodische Fehler gemacht wurden. Die Personen wurden gefragt, ob sie jetzt Alkohol trinken oder ob sie völlig auf Alkohol verzichten, aber sie wurden nicht gefragt, wie viel Alkohol sie in der Vergangenheit getrunken haben. So wurden alle, die eine Periode des starken und regelmäßigen Trinkens durchliefen, die dann aber aufhörten, als totale „Abstinenzler“ betrachtet. Während Alkohol in der Vergangenheit immer noch das Risiko von Demenz erhöht. Daher ist weitere Forschung dringend geboten.

Wenn Sie weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Alkohol und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hören

Hörbehinderung: ein Risikofaktor?

Technikunterstützte HilfenVon allen Menschen über 65 Jahren haben bis zu einem Drittel Hörbehinderungen. So wie das Demenzrisiko mit zunehmendem Alter steigt, steigt auch das Risiko für Hörschäden. Kürzlich hat The Lancet's Commission for Dementia (Livingston et al., 2017) explizit darauf hingewiesen, dass es eine Korrelation zwischen beiden geben könnte und Hörbehinderungen das Demenzrisiko erhöhen könnten. Dieses erhöhte Risiko wird in mehreren Studien gefunden, aber es ist unklar, was die zugrundeliegenden Faktoren und Verbindungen sind. Beeinflussen Hörbehinderungen die Demenz oder umgekehrt? Oder gibt es eine zugrunde liegende Ursache, die beides beeinflusst?

Und die wichtigste Frage: Kann der Einsatz von Hörgeräten bei Hörbehinderungen das Demenzrisiko senken? Frühere Studien haben ein erhöhtes Demenzrisiko bei Menschen mit Hörbeeinträchtigungen festgestellt, fanden aber kaum einen Unterschied zwischen denen mit und ohne Hörgerät (Lin et al., 2011)

Andere Untersuchungen haben ergeben, dass sich Hörgeräte positiv auf kognitive Fähigkeiten auswirken (Amieva et al., 2015), aber manchmal war dies absolut nicht der Fall (Lin et al., 2013). Daher bleibt die Frage unbeantwortet: Können Hörgeräte das Demenzrisiko wirklich reduzieren?

Obwohl wir die Antwort auf diese Fragen kaum kennen, können Sie nie einen Fehler machen, wenn Sie Hörschwächen hören und früher oder später ein Hörgerät benutzen. Hörbehinderungen können sich schnell auf Ihre sozialen Kontakte auswirken (Sie verstehen die Menschen kaum

mehr und die Gespräche werden schwierig) und beeinflusst somit auch Ihre Lebensqualität.

Wenn Sie Fragen zum Thema Hörschädigung und Demenz haben, wenden Sie sich gerne an das entsprechende Demenz-Servicezentrum.

Ehe, langfristige Beziehungen: ein Schutzfaktor!

Sozial aktivGegen Ende des Jahres 2017 veröffentlichten verschiedene Nachrichtenportale Informationen darüber, wie die Ehe ein Schutzfaktor gegen Demenz sein könnte. Verheiratete Paare haben ein geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken als Singles oder Witwen/Witwer. Es könne ein bis zu doppelt so hohes Demenzrisiko für Alleinstehende geben.

Diese mediale Aufmerksamkeit basiert auf einem wissenschaftlichen Artikel mit Andrew Sommerlad vom University College London als Hauptautor. Der Artikel basiert auf einer Analyse anderer zuvor veröffentlichter Studien, deren Ergebnisse zusammengefasst wurden. Dies sind Studien, die in Europa, Asien, den Vereinigten Staaten und Brasilien durchgeführt wurden. Die 15 zugrundeliegenden Studien umfassten rund 800.000 Menschen, deren Familienstand bekannt war und auch ob sie eine Demenz hatten oder nicht.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die ihr ganzes Leben lang Single waren, eine 42% höhere Chance haben Demenz zu entwickeln (und nicht 50%, wie einige Nachrichtenmedien andeuten) und Menschen, die ihren Partner verloren haben, haben eine 20% größere Chance eine Demenz zu entwickeln.

Sie suchten eine Erklärung für diesen Risikounterschied in der Tatsache, dass verheiratete Paare im Durchschnitt einen gesünderen Lebensstil und eine größere soziale Beteiligung haben. Im Durchschnitt sollten Alleinstehende und Witwen/Witwer wiederum in ihrem Leben stärker gestresst sein.

Dennoch gibt es gewisse Nuancen, da weniger die Ehe selbst für ein geringeres Risiko sorgt, sondern eher Lifestyle-Faktoren, die in Ehen häufiger vorkommen, zum Beispiel Sport treiben, weniger Alkohol konsumieren und mehr soziale Partizipation. Außerdem stellt sich die Frage, ob es wirklich mit der Ehe zu tun hat oder nicht. Vielleicht haben alle langfristigen (oder mehrere aufeinander folgenden) Beziehungen die gleiche Wirkung. In der Studie wurden Personen beispielsweise nicht gefragt, ob sie in einer nicht-ehelichen Beziehung lebten.

Wenn Sie weitere Forschung in Bezug auf die Beziehung zwischen langfristigen Beziehungen und Demenz kennen, würden wir gerne von Ihnen über info@SaniMemorix.eu hören.

Leben neben stark befahrenen Straßen: ein Risikofaktor!

StressNach vielen Jahren der Diskussion um die Instandhaltung der deutschen Verkehrsinfrastruktur wurde deutlich, dass dies nicht nur eine Herausforderung für die Mobilität, sondern auch für die Lebensqualität darstellt. Insbesondere der Feinstaub, der durch viel Verkehr verursacht wird und zu gesundheitlichen Problemen führt.

Zu Beginn des Jahres 2017 wurde eine Studie in der wissenschaftlichen, medizinischen Zeitung The Lancet veröffentlicht, die besagt, dass das Leben in der Nähe von stark befahrenen Straßen auch das Risiko von Demenz erhöht (Chen et al., 2017). Diejenigen, die näher als 50 Meter an stark befahrenen Straßen leben, haben eine um 7% höhere Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken. Das sind 4% zwischen 50 und 100 Metern und 2% zwischen 101 und 200 Metern.

Obwohl der stark frequentierte Verkehr ein Risikofaktor für das Demenzrisiko darstellt, ist er sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene ein schwieriger Einflussfaktor. Diese Studie ist ein Weckruf für die Regierung, Maßnahmen in Bezug auf gute Luftqualität, Vorschriften wie die Anpassung der Geschwindigkeit, die Entfernung von Schadstoffen aus bestimmten Zonen und die Umstellung auf eine weniger umweltverschmutzende Fahrzeugtypen zu ergreifen.

Wenn Sie weitere Untersuchungen über die Beziehung zwischen stark befahrenen Straßen und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen über info@SaniMemorix.eu zu hören

Sauna: ein schützender Faktor!

Sozial aktivVor kurzem haben die Finnen (wer sonst!) eine Studie durchgeführt, die den Einfluss der häufigen Benutzung der Sauna auf das Demenzrisiko untersuchte (Laukkanen et al., 2017). Dazu wurden in den 80er Jahren Daten von 2.315 scheinbar gesunden Männern im Alter von 42 bis 60 Jahren erhoben. Zwanzig Jahre später wurden dieselben Männer wiedergefunden und sie haben überprüft, ob sie Demenz entwickelt haben. Für diejenigen, die die Sauna zwei bis drei Mal pro Woche benutzten, wurde das Risiko von Demenz um 22% reduziert, eine fast tägliche Nutzung der Sauna reduzierte das Risiko um 66%. Der Grund, warum der Besuch der Sauna häufig das Risiko einer Demenz reduziert, könnte mit den Auswirkungen auf den Blutdruck und die allgemeine kardiovaskuläre Gesundheit zusammenhängen, was bedeutet, dass das Gehirn mehr Durchblutung hat und daher gesünder ist.

Die Studie wurde nur an finnischen Männern durchgeführt, was zu der Frage führt, ob die Ergebnisse auch für Frauen und Nicht-Finnen zählen. Außerdem ist die Nutzung der Sauna ein großer Teil der finnischen Kultur. Es ist unwahrscheinlich, dass deutsche Bewohner in einem vergleichbaren Umfang plötzlich in die Sauna gehen.

Wenn Sie noch weitere Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Saunen und Demenz kennen, würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören unter info@SaniMemorix.eu

Autoren
Quellen

Amieva, H., et al. (2015). Self‐reported hearing loss, hearing aids, and cognitive decline in elderly adults: A 25‐year study. Journal of the American Geriatrics Society, 63(10), 2099-2104.

Batty, G. D., et al. (2018). Biomarker assessment of tobacco smoking exposure and risk of dementia death: pooling of individual participant data from 14 cohort studies. J Epidemiol Community Health, jech-2017-209922.

Bennie, J. A., et al. (2013). The prevalence and correlates of sitting in European adults - a comparison of 32 Eurobarometer-participating countries. The International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 10, 107-107.

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