Erwerbstätigen-Befragung zur Situation berufstätiger Menschen mit privater Pflegeverantwortung
Immer mehr Menschen übernehmen privat Pflegeaufgaben. Bereits rund 85% der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden von Verwandten, Freunden oder Nachbarn versorgt. Viele der Helfenden sind berufstätig. Und es werden in Zukunft mehr werden, die den Spagat zwischen privatem Engagement und Arbeit hinbekommen müssen. Zugleich ist aber angesichts des Fachpersonalmangels in vielen Bereichen jede Arbeitnehmerstunde wertvoll.
Wie bekommen Menschen Beruf und private Pflegeverantwortung unter einen Hut, welche Stellschrauben bieten sich an, um eine bessere Vereinbarkeit zu schaffen? Antworten gibt jetzt eine Analyse von Dr. Mathis Elling und Dr. Christian Hetzel vom Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (iqpr GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln. Sie haben im Auftrag des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) die Gruppe der pflegenden Erwerbstätigen anhand der BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2018 für das Landesprogramm „Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW“ analysiert.
Um die Gruppe der Erwerbstätigen, die Beruf und Pflegeverantwortung miteinander vereinbaren, unter verschiedenen Aspekten beschreiben zu können, ist sowohl ein Blick in den Bereich der Arbeits- als auch der Pflegesituation notwendig. Dazu wurden aus den 2018 rund 20.000 befragten Personen rund 1500 herausgefiltert, die parallel zum Job privat eine Pflegeverantwortung tragen.
Wer sind die pflegenden Erwerbstätigen?
Die Ergebnisse dieser Sekundärdatenanalyse zeigen, dass fast ein Drittel (28%) der befragten pflegenden Erwerbstätigen in Betrieben mit 20 bis 99 Beschäftigten arbeiten und 31% im öffentlichen Dienst tätig sind. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der pflegenden Erwerbstätigen beträgt 36 Stunden. Insgesamt pflegen 62% Frauen und 38% Männer zusätzlich zu ihrer Erwerbsarbeit Angehörige, Nachbarn oder Freunde.
Unterschiedliche Vereinbarkeitstypen
Die Gruppe der pflegenden Beschäftigten wurde in der Analyse in sechs Vereinbarkeitstypen unterteilt, um genauere Aussagen treffen zu können.
Die sechs Typen ergeben sich aus der jeweiligen Kombination von geleistetem Pflegeumfang (Low Care bis einschließlich 9 Stunden/Woche oder High Care, ab 9 Stunden/Woche) und Arbeitszeit (Low Work mit 10-20 Stunden/Woche, Medium Work mit 21-40 Stunden/Woche oder High Work mit 41-80 Stunden/Woche) der pflegenden Erwerbstätigen.
Zu Typ 1 Low Care und Low Work gehören 7,2 Prozent der analysierten Befragten, zu Typ 2 Low Care und Medium Work gehören 26,3 Prozent und zu Typ 3 Low Care und High Work gehören 16,8 Prozent. Zu Typ 4 High Care und Low Work zählen 8,7 Prozent der pflegenden Beschäftigten, zu Typ 5 High Care und Medium Work gehören 27,6 Prozent und zu Typ 6 High Care und High Work 13,4 Prozent der analysierten Befragten. Die beiden größten Vereinbarkeitsgruppen fallen also in den Bereich Low Care und Medium Work sowie High Care und Medium Work.
Der Großteil der analysierten Erwerbstätigen arbeitet also zwischen 21 und 40 Stunden pro Woche. In beiden Typengruppen überwiegt die Anzahl der Frauen, die privat eine Pflegeverantwortung haben. Die Männer überwiegen nur in den beiden High Work-Gruppen, High Care und High Work sowie Low Care und High Work.
Folgen für die Gesundheit
Pflegende Beschäftigte haben häufiger gesundheitliche Beschwerden als andere Erwerbstätige ohne Pflegeverantwortung. Innerhalb der Gruppe der pflegenden Beschäftigten sind Personen mit einer langen Arbeitszeit in Kombination mit einem hohen Pflegeumfang besonders betroffen. Bei den Krankheitstagen zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei es eine bemerkenswerte Ausnahme gibt: Personen mit hoher Arbeitszeit und geringem Pflegeumfang haben erstaunlich wenig Fehltage. Die Auswertung der Daten zeigt, dass Pflegeumfang und Arbeitszeit miteinander in Verbindung stehen.
Ausführliche Informationen zu diesen und weiteren Themen wie zu Produktivität oder Vereinbarkeitslösungen wie Home-Office finden Sie im Langbericht, der auf der Auswertung der Antworten von 1500 Berufstätigen beruht.
Weiterführende Links:
Langbericht zur Situation erwerbstätiger, pflegender Angehöriger
Zum Landesprogramm Vereinbarkeit von Beruf & Pflege NRW
Zum IQPR
Fachliche Fragen richten Sie bitte an Dr. Sarah Hampel oder Adelheid von Spee im Servicezentrum Pflegevereinbarkeit im KDA: berufundpflege@kda.de
Medienanfragen beantwortet gerne Solveig Giesecke, Pressesprecherin des KDA:
Tel.: +49 30 / 2218298 – 58, Mail: solveig.giesecke@kda.de