In einzelnen Bundesländern hat sich in den vergangenen Jahren eine Form des freiwilligen Engagements von Einzelpersonen herausgebildet, die konzeptionell eine informelle Unterstützung darstellt, aber durch die Abrechenbarkeit gegenüber der Pflegekasse einer versicherten Person als anerkanntes Angebot zur Unterstützung im Alltag gemäß § 45a SGB XI, einen Teil des sozialrechtlichen Leistungssystems bildet.
Hauptziel des Projektes ist es, die Versorgungsstrukturen von Menschen mit Unterstützungs- und Hilfebedarf und ihren Angehörigen in Baden-Württemberg durch engagierte Einzelhelfer*innen im Vor- und Umfeld der Pflege weiterzuentwickeln und eine adäquate Begleit- und Entwicklungsstruktur modellhaft zu erproben. In diesem Zusammenhang werden Potentiale, Wirkungen und hierfür erforderliche Rahmenbedingungen evaluiert.
Im Rahmen des Modellprojektes sollen als Koordinations- und Unterstützungsstruktur für diese Einzelhelfer*innen sogenannte Servicepunkte in bestehenden Einrichtungen und Organisationen der Kommunen Baden-Württembergs aufgebaut und erprobt werden. Diese Modellstandorte werden im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahren ausgewählt und nehmen über einen Zeitraum von insgesamt 18 Monaten aktiv an der Qualifizierungs- und Umsetzungsphase des Projektes teil.
Das KDA stellt den teilnehmenden Organisationen umfassende Qualifizierungs- und Begleitangebote während der gesamten Projektlaufzeit zur Verfügung. Hierzu gehören die partizipative Konzeptentwicklung und Aufbaubegleitung des Servicepunktes in der Qualifizierungsphase sowie Fort- und Weiterbildungen zu verschiedenen Fachthemen, Austauschformate, Werkstätten, Vor-Ort-Begleitung sowie digitale Angebote während der Umsetzungsphase. Zudem begleitet das KDA das Gesamtprojekt wissenschaftlich und evaluiert die Ergebnisse.
Konzeptionelle Bausteine
Es wird insbesondere auf den folgenden (übergeordneten) Fragekomplex im Kontext der Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Potentiale organisierter Einzelhelfer*innen im Vor- und Umfeld von Pflege eingegangen:
- Mikroebene: Welche Potentiale, Bedarfe und Wirkungen des Angebotsformates organisierter Einzelhelfer*innen sind auf Ebene der Einzelhelfer*innen, hilfe- und pflegebedürftigen Menschen sowie ihrer Angehörigen festzustellen?
- Mesoebene: Welche Potentiale, Bedarfe und Wirkungen von Servicepunkten sowie
organisierten Einzelhelfer*innen sind auf Ebene des Sozialraums als sorgende Gemeinschaft festzustellen? - Makroebene: Welcher Änderungs- und Anpassungsbedarf kann aus den Erprobungslinien für die UstA-VO abgeleitet werden und welche weiteren einheitlichen Rahmenbedingungen sind notwendig?
Die übergeordneten Fragestellungen des Projekts werden in fünf (Teil-)Modulen erarbeitet.
Modul 1 widmet sich der Vorbereitung sowie der übergeordneten Planung, Organisation und Konzeptionalisierung der Projektbausteine und der (detaillierten) Abstimmung mit dem Auftraggeber bezüglich der Ziele und Fragestellungen. (Vorbereitung und Konzeptionierung)
Modul 2 beinhaltet eine Standortanalyse, die Entwicklung von Auswahlkriterien und Finalisierung von Rahmenbedingungen, die Konzeptionierung und Umsetzung eines Interessenbekundungsverfahren sowie die Auswahl der bis zu sechs Servicepunkte. (Akquise-Prozess)
Modul 3 umfasst den modellstandortbezogenen Aufbau der Servicepunkte und die Qualifikation der Mitarbeitenden, die konkrete Erprobung der Servicepunkte sowie die entsprechende Umsetzungsbegleitung. (Implementierung)
Modul 4 bündelt die prozessbezogene wissenschaftliche Begleitung (Konzeption und Vorbereitung, Erhebungen und Analysen, zirkulärer Wissenstransfer) sowie die analytische Zusammenführung und Aufbereitung der über die Umsetzungsphase gewonnen qualitativen und quantitativen Erkenntnisse. (Evaluation und Auswertung)
Modul 5 beschäftigt sich mit der Einordnung der Ergebnisse in eine Gesamtbetrachtung. (Kommunikation und Berichtslegung)
Laufzeit:
August 2021 – Dezember 2023
Förderer/Auftraggeber:
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg und durch die Pflegeversicherung
Website:
Kontakt:
Christine Freymuth, Tel.: 030 / 2218298 – 32, christine.freymuth@kda.de
Weitere Informationen:
Aktuelles zum Projekt
- Austauschtreffen in Meersburg: Dialog der Servicepunkte liefert neue Anregungen und Inspirationenam 20. März 2023
Am 1. März tauschten sich die Mitarbeitenden der sieben Servicepunkte mit dem KDA über den aktuellen Stand vor Ort aus. Nachdem an allen Standorten fleißig potenzielle Einzelhelfer:innen angesprochen und anerkannt wurden, haben sich bereits […]
- Ein gemeinsamer Start: Konzeptvorstellung der Servicepunkteam 17. Oktober 2022
Am 13. Oktober fand in Pforzheim die gemeinsame Kick-Off-Veranstaltung statt. Ziel war es, die sieben Modellstandorte Bodenseekreis, Stadt Konstanz, Stadt Mannheim, Stadt Pforzheim, Landkreis Schwäbisch Hall, Landkreis Tuttlingen und Stadt Ulm mit […]
- Erfolgreiche Qualifizierung der Servicepunkte!am 7. September 2022
Vom 20. bis 21. Juli 2022 fand der zweite Teil der Qualifizierung der Mitarbeitenden der Servicepunkte in Donzdorf statt. Im Rahmen eines 2-tätigen Workshops arbeiteten die Teilnehmer:innen an der individuellen Ausgestaltung ihrer […]