Studie D80+: Eine Mehrheit der hochaltrigen Menschen lebt eigenständig und möchte in der vertrauten Umgebung bleiben

Alte Frau schaut zufrieden aus dem Fenster mit rosa Gardine

Etwa 61% der Über-80-jährigen Menschen in Deutschland bewältigen den Alltag eigenständig. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die im Rahmen der Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+) durchgeführt wurde. 

Zu den Resultaten der Befragung hochaltriger Menschen in ganz Deutschland zu ihrer Lebenssituation  nimmt Helmut Kneppe, Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), hier Stellung. Das KDA hatte kürzlich auch das Positionspapier zur Demokratisierung des Alter(n)s und des Wohnens im Alter herausgegeben.

Helmut Kneppe sagte: „Es ist sehr gut, dass mit der Studie D80+ die Lebenssituation der hochaltrigen Menschen in Deutschland erforscht wird. Auf der Grundlage der Daten können notwendige Maßnahmen beschlossen werden. Sehr deutlich wurde bei der Befragung, dass es einen großen Wunsch gibt, in der gewohnten Umgebung leben zu können. So fühlen sich 28,4% der 10.000 bundesweit befragten Über-80-Jährigen sehr eng und 35,5% eher eng mit ihrem Wohnumfeld verbunden. Eine interessante Aussage in diesem Zusammenhang ist, dass 53,4% der Menschen dabei ihrer Nachbarschaft ‚vollkommen‘ vertrauen. Das Gefühl von Heimat und Verbundenheit basiert also offensichtlich auch darauf, dass man sich auf seine Nachbarschaft verlassen kann und davon ausgeht, im Notfall Hilfe erhalten zu können. An diese positive Haltung zur Nachbarschaft kann sehr gut angeknüpft werden. So können zum Beispiel Nachbarschaftsnetzwerke gestärkt und ehrenamtliche Hilfe gezielter und auch unter Einbindung älterer und hochaltriger Menschen organisiert und ausgebaut werden. Das Kuratorium Deutsche Altershilfe hat hier dezidierte Konzepte und sehr gute Erfahrungen in verschiedenen Projekten gesammelt. Deutlich wird in der Studie umgekehrt auch, dass die Wohnverbundenheit signifikant sinkt und sich offenbar auch kaum neu entwickelt, wenn die Menschen in eine Einrichtung wechseln.“

Zur Befragung und zur Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+):

Die Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+) ist eine bundesweit repräsentative Querschnittsbefragung der hochaltrigen Menschen in Privathaushalten und in Einrichtungen. Die Studie wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und gemeinsam vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Zwischen November 2020 und April 2021 wurde im Rahmen der bundesweit repräsentativen Studie eine schriftliche Befragung von mehr als 10.000 Personen ab 80 Jahren zu deren Lebenssituation und Lebensqualität durchgeführt. Hiervon beantworteten 3.233 Personen bis Dezember 2021 in einem zusätzlichen telefonischen Interview detaillierte Fragen zu ihren Alltagskompetenzen und ihrer Wohnumgebung. Auf dieser Grundlage stellt der vorliegende Kurzbericht die Alltagskompetenzen und das Wohnumfeld hochaltriger Menschen in Deutschland dar.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Mehrheit (60,8%) der hochaltrigen Menschen in Deutschland hat ein hohes Maß an Alltagskompetenzen.
  • Hochaltrige, die in stationären Einrichtungen leben, sind in ihren Alltagskompetenzen oft eingeschränkt.
  • Männliche und jüngere Hochaltrige sowie Hochaltrige mit einer hohen Bildung sind im Schnitt eigenständiger in ihren täglichen Aktivitäten.
  • Unterschiede zwischen Hochaltrigen in Ost- und Westdeutschland bestehen nicht.
  • Nur 9,1% der Hochaltrigen haben keine Barrieren in ihrer Wohnung bzw. in ihrem Haus. Am häufigsten besteht die Barriere von fehlenden Handläufen oder einem Treppenlift und am seltensten sind Türen schmaler als 80cm.
  • Über die Hälfte der hochaltrigen Menschen in Deutschland fühlt sich mit ihrem Wohnumfeld verbunden. 28,4% fühlen sich sehr eng und 35,5% eher eng mit ihrem Wohnumfeld verbunden.
  • In Einrichtungen wohnende Hochaltrige weisen eine signifikant geringere Wohnverbundenheit auf. Auch zwischen den Altersgruppen zeigen sich signifikante Unterschiede in der Wohnverbundenheit, diese werden jedoch durch die Wohnform erklärt.
  • 53,4% der hochaltrigen Menschen in Deutschland vertrauen vollkommen ihrer Nachbarschaft. Dieses Vertrauen ist bei Hochaltrigen, die im Heim wohnen, geringer als bei privatwohnenden Hochaltrigen. Hinzu kommt, dass männliche Hochaltrige etwas mehr Vertrauen in die Nachbarschaft haben als Frauen und, dass Hochaltrige mit hoher Bildung ein etwas größeres Vertrauen in die Nachbarschaft haben als Hochaltrige mit geringerer Bildung.
  • Die Hochaltrigen sind überwiegend der Auffassung, dass sie in ihrer Wohnumgebung gut zu Fuß unterwegs sein können. 76,1% schätzen die Umgebung als eher bis sehr geeignet ein. Hierbei finden sich signifikante Gruppenunterschiede nur zwischen Männern und Frauen. Männer bewerten die Walkability im Vergleich zu Frauen positiver.
  • Es besteht teilweise eine Passung der Barrieren im Wohnumfeld und der Alltagskompetenz „gehen“. Bei Hochaltrigen, die nur mit Hilfe gehen können, bestehen signifikant seltener Barrieren im Wohnumfeld.

Zur Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+)

Informationen zur Studie beim Deutschen Zentrum für Altersfragen

Zum Kurzbericht „Die Alltagskompetenzen und das
Wohnumfeld hochaltriger Menschen in Deutschland“

Position des KDA zur „Demokratisierung des Alter(n)s“

Demokratisierung des Wohnens im Alter

Aktuelle Projekte des KDA

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