Deutscher Pflegetag: Helmut Kneppe fordert Pioniergeist bei Pflegereform

Zwei Drittel der unter 40-Jährigen sind bereit, einem pflegebedürftigen Angehörigen zu helfen. Foto: pressfoto

Pressemitteilung zum Deutschen Pflegetag 2021

Helmut Kneppe, Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), appelliert zum Auftakt des Deutschen Pflegetages an den Pioniergeist der neuen Bundesregierung: „Wir brauchen mehr Pioniergeist und Kreativität bei der Reform der Pflege. Das Thema Pflege hat im Wahlkampf eine gegenüber anderen Themen untergeordnete Rolle gespielt.“ Tatsächlich sei die Frage, wie wir im Alter leben und eine menschenwürdige Pflege gestalten möchten jedoch eine Grundanforderung der alternden Gesellschaft. „Wir sollten im Umgang mit dieser Frage sehr viel positiver und einfallsreicher über Gestaltungsmöglichkeiten nachdenken“, schlug Kneppe vor und forderte: „Kommen wir endlich weg vom Gedanken der Kasernierung, wenn jemand hilfebedürftig wird, und schaffen wir Möglichkeiten, damit ältere Menschen in jeder Lebenssituation möglichst lange teilhaben können.“

Das erfordere Angebote etwa beim Wohnen, bei der Mobilität, bei der digitalen Kommunikation und natürlich für die Versorgungssicherheit, sagte Kneppe. Hier verwies Kneppe ausdrücklich auf das positive Umfrage-Ergebnis zur Hilfsbereitschaft junger Menschen im Rahmen des aktuellen DAK-Pflegereports. Die Studie, die von Prof. Dr. Thomas Klie, Mitglied im Kuratorium des KDA, geleitet wurde, beinhaltet eine Allensbach-Umfrage, die ergab, dass  grundsätzlich zwei Drittel der 16- bis 39-Jährigen bereit sind, Angehörige zu pflegen. „Die Bereitschaft, Pflegetätigkeiten zu übernehmen, wird von jungen Menschen nicht primär als moralische Pflicht gesehen“, erklärte Prof. Dr. Klie, Leiter des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) und des Instituts für angewandte Sozialforschung Alter.Gesellschaft.Partizipation (AGP) an der Evangelischen Hochschule Freiburg. „Wir beobachten vielmehr eine Generationenverbundenheit mit einer hohen Qualität. Die Kinder und Enkelkinder übernehmen Verantwortung auch wenn es um Pflege geht und lassen ihre Eltern, Geschwister und Großeltern nicht allein, wenn sie sich mit ihnen eng verbunden fühlen.“
Helmut Kneppe hofft hier auf eine wertschätzende Unterstützung durch die Politik: „Diese Hilfsbereitschaft – ja, vielleicht sogar Haltung oder Kultur der jungen Menschen unserer Republik – braucht Förderung und Schutz durch die Politik.“

Der Vorsitzende des KDA sieht in diesem Zusammenhang auch bei den älteren Menschen einen „großen Schatz“, den die Politik noch nicht gehoben habe: „Alter bedeutet nicht immer Gebrechlichkeit. Wir sollten die Potenziale des Alters sehen und die Lust an Teilhabe der nicht mehr berufstätigen Menschen viel stärker erkennen und einbinden. Sehr viele ältere Menschen möchten sich engagieren. Sie sehen und verstehen sich auf der Grundlage Ihrer Lebenserfahrung sehr viel mehr als wichtige Partner und Begleiter insbesondere auch der jungen Menschen in der gemeinsamen Aufgabe der Gestaltung ihrer Zukunft.“ Insgesamt, so Helmut Kneppe, „sollten wir mutig kreativere Gesellschaftsbilder denken, Jung und Alt stärker verzahnen und unsere Umgebung so gestalten, dass sie Möglichkeiten schafft, wo heute Hindernisse dazu führen, dass Freiheit eingeschränkt wird. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

In Deutschland wird es bis 2035 wesentlich mehr Menschen im Rentenalter geben. Die sogenannten Baby-Boomer gehen in den Ruhestand. Die Zahl der Personen im Alter ab 67 Jahren wird zwischen 2020 und 2035 um 22 % von 16 Millionen auf voraussichtlich 20 Millionen steigen, prognostizierte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Ergebnissen der ersten mittelfristigen Bevölkerungsvorausberechnung. Und von den etwas mehr als vier Millionen Menschen, die Leistungen aus der Pflegekasse erhalten, werden schon heute rund 80 Prozent zu Hause gepflegt.

Den DAK-Pflegereport 2021 finden Sie hier: report-2501938

Weitere Informationen finden Sie hier: www.kda.de

Ansprechpartnerin für Fragen: Solveig Giesecke, +49 30 / 2218298 – 58, solveig.giesecke@kda.de

Foto: Zwei Drittel der Menschen unter 40 Jahren sind laut Allensbach-Umfrage bereit, einen Angehörigen zu pflegen. Fotonachweis: https://de.freepik.com/fotos/menschen – erstellt von pressfoto – de.freepik.com